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44. Rumregatta Flensburg 2025
Regatta für traditionelle Segelschiffe, wo es darauf an kommt, bloß nicht Erster zu werden!Immer, wenn die Rumregatta als erste Segelveranstaltung im Jahr erst sehr spät stattfindet, bin ich ungeduldig und zähle die Tage. Vorbereitet war ich schon seit dem Winter. Dazu gehört bei mir die Aufarbeitung bereits vergangener Veranstaltungen, das Prüfen und Aktualisieren von alten Einträgen in der Schiffsdatensammlung, die Aufnahme neuer Informationen, die Vorbereitung von Fotos für die Teilnehmenden der Rumregatta und natürlich alle Reisevorbereitungen.
Die Flensburger Museumshafen und der Verbund Historischer Hafen Flensburg unternahm auch in diesem Jahr große Anstrengungen,
um den Gästen aus anderen Museumshäfen, den Festplatzbesuchern aus Flensburg und natürlich auch sich selbst eine schöne
Veranstaltung zu bieten. Die Herausforderungen sind bekannt und Unerwartetes passiert logischerweise auch jedes Mal.
Die Kaikanten in Flensburg werden wohl erst ab 2028 saniert. Der Bauzaun im Zentrum des Hafens ist nicht nur unattraktiv.
Es fehlen vor allem auch die Liegeplätze für die Gäste der Rumregatta. Trotzdem ist es dem Hafenkapitän gelungen, ca. 90
teilnehmende Segelschiffe in Päckchen an dem verbliebenen Nordertorkai und am Bohlwerk des Museumshafens unterzubringen.
Wenn das Thema Hafensanierung mit Flensburgern diskutiert wurde, zeigten sich die Schiffsfreunde eher genervt bis
resigniert: zu viel Bürokratie, unausgewogene Abstimmung und natürlich der Kampf um die Finanzierung. Die Herausforderung
zur Hafenerneuerung kam für Flensburg im Herbst 2023 natürlich unerwartet. Nun muss die Stadt die Krise managen, was ihr
offenbar jedoch nur mäßig gelingt. Die Prognosen für die Fertigstellung aller Baumaßnahmen reichen momentan bis ins Jahr
2031. Dann würde schon die 50. Rumregatta stattfinden und auch wenn die neue Kaikante ein schönes Jubiläumsgeschenk wäre,
würden sich die Veranstalter lieber eine frühere Fertigstellung des Hafens wünschen.
Ich habe den Freitag in diesem Jahr an Bord der "Maria Merit" verbracht. Seit Jahren fährt der Skipper Udo Reuschling, Spezialist für digitale Publikationen und selbst auch im Verein der "Gesine" aktiv, mit dem Schiff den Teilnehmern der Fjordregatta entgegen, die ihre kleine Wettfahrt, häufig genug bei ungünstigem Wind, vor Sonderburg in Dänemark starten. Seine "Maria Merit" ist dabei selbst schon ein Veteran, nicht besonders schnell, aber zuverlässig, mit Schutz für die Fotografen an Bord und einer kleinen Plattform am Heck für den freien Blick in alle Richtungen. In diesem Jahr bot das Schiff auch Platz für einen Freund und mich, sodass wir die Zeitnahme für die ankommenden Schiffe übernahmen und auch fotografieren konnten. Durch den Wind entstanden attraktive Fotos. Und wir freuten uns natürlich, einige alt bekannte, aber auch neue Segelschiffe segeln zu sehen, die uns teilweise auch überraschten.
Der straffe Wind ließ über Nacht allerdings nach. Für die eigentliche Rumregatta hatten wir also wiedermal nur sehr schwachen Wind. Dennoch bestand Hoffnung, dass die Mehrzahl der teilnehmenden Segelschiffe die Strecke bis zur Tonne 12 und zurück schaffen würden. Mit raumigem Wind ging es los und auch noch recht gut voran. Im Feld waren da auch einige Segel zu sehen, die zwar herrlich bunt auf den Fotos erscheinen, aber nicht gerade traditionell daher kamen. Gesetzt wurde, was an Bord an Segeln vorhanden war. Je mehr, desto besser! Nach der Wende beim Kreuzen gegen den schwachen Wind wurde es für mehrere der Segelschiffe dann doch schwierig, das Zielschiff bis zur vorgegebenen Zeit zu erreichen. Durch die Zubringerregatten waren die Crews auf mehreren Schiffen zwar eingespielt und verfolgten ehrgeizig das Ziel, auch die Rumregatta regulär zu beenden. Doch am Ende half für viele alles nichts und mehrere Klassen blieben ohne Sieger und Platzierte. Das war schade, aber bei der Rumregatta ist bekanntlich die Platzierung nicht so wichtig, wie gute Seemannschaft und Spaß bei der Sache. Einiges hat sich seit der ersten Regatta vor mehr als 40 Jahren verändert. Seitdem unverändert geblieben ist aber das Motto "Lieber heil und Zweiter als kaputt und breiter". Auch in diesem Jahr musste niemand gerettet, geborgen oder gar abgewrackt werden. Wer unbedingt Erster werden will (oder es einfach nicht vermeiden konnte), durfte sich bei der sagenhaften Preisvergeudung der Pflicht zur Entgegennahme eines "wertvollen" Gebrauchsgegenstandes als Preis nicht entziehen, natürlich und sehr zur Freude des Publikums mit allen dazugehörigen Bemerkungen.
Ich erhielt die optimale Chance, das Schauspiel der Segelschiffe von einem kleinen Dutch Working Boat aus zu beobachten. Der Bootsführer Kalli vom Historischen Hafen Flensburg kutschierte mich wunderbar gefühlvoll durch das Regattafeld, wofür ich ihm ausgesprochen dankbar bin. Neben vielen Fotos sind auch die Aufnahmen für ein kleines Video entstanden.
Gegen Abend kamen auf der "Gesine" alle musizierenden Künstler der Rumregatta zum großen "Jeder kann
mitmachen" - Gaffelorchester zusammen. Handgemachte Musik unter Leitung von Christof Peters ist in Flensburg genauso
Tradition, wie alte Segelschiffe auf dem Wasser.
Mein Dank geht nicht nur an Bootsführer Kalli, sondern auch an das gesamte Team des Historischen Hafens Flensburgs. Das Team
der "Gesine" stellte nicht nur das Start- und Zielschiff, sondern besetzte auch wichtige Positionen in der
Regattaleitung, von der Registrierung bis zur Zeitnahme für die Segelschiffe. Noch auf See während der Regatta wurden ein
Podest und später ein Zeltdach an Bord aufgebaut, damit die Musiker des Gaffelorchesters am Abend einen würdigen Auftritt haben
können. Ebenso zum Gelingen der Rumregatta trägt jedes Jahr das Büro des Historischen Hafens bei: Einladungen für die Schiffe,
viel Verwaltungskram mit Verträgen für die Budenbetreiber auf dem Festplatz und am Ende müssen auch die Regattaergebnisse
gedruckt werden. Das macht sich alles nicht von allein.
Nicht optimal und ausreichend gelingt es dem Museumshafen Flensburg, jüngere Mitglieder in die Planung und Umsetzung zu
integrieren. Dafür ist es notwendig, dass Ältere Aufgaben abgeben und ggf. anleiten. Jüngere haben eigene Ideen und das
ist gut so. Aber Zuhören, worin Herausforderungen bestehen, ist genauso wichtig. Dass die Jüngeren etwas organisieren und
aufbauen können, haben sie mit dem Veranstaltungsteil der Lüttfischerregatta längst bewiesen. Dieser Auftakt der Rumregatta
am Freitag erfreut sich großer Beliebtheit.
Mittlerweile fand die Rumregatta zum 44. Mal statt. Sie ist schon lange nicht mehr "nur" eine Veranstaltung für
Traditionsschiffer, sondern auch ein Publikumsmagnet für die Region. Um das für die Zukunft zu erhalten, braucht es
Zusammenarbeit, auch mit der Stadtverwaltung Flensburg.
Relativ unbemerkt brach an diesem Wochenende übrigens die "Dagmar Aaen" von Arved Fuchs zu einer neuen
Expedition "Ocean Change 2025" auf.
Besondere Schiffe auf der Rumregatta
Besonders ist ganz gewiss, wer jedes Jahr wieder nach Flensburg zurückkehrt und zu den treuen Teilnehmern der Rumregatta gehört. Hier genannt werden nun jedoch solche Schiffe, die mir deshalb auffielen, weil sie noch nie oder schon länger nicht mehr dabei waren.
"Carmelan"

Der Haikutter "Carmelan" ist in Flensburg gewiss kein unbekannter. Er war einmal hier beheimatet und nahm bereits an vielen Rumregatten teil. Dann wurde es still um das Schiff, welches eine dringende Generalüberholung benötigte. Neue Eigner haben sich dann darum gekümmert und wie man im Küstenklatsch vernehmen konnte auch viel Geld dafür investiert. 2022/2023 wurde "Carmelan" in Hvide Sande restauriert, d.h. eigentlich vollkommen neu aufgebaut. Bei dieser Rumregatta war sie wieder dabei, was von allen Seiten viel Beachtung bekam.
"Frieda"

Der Giekewer "Frieda" wird seit vielen Jahren als aktives Museumsschiff in Hamburg betrieben. Seit 2023 hat das Schiff neue Eigner, die es nun auch einmal zur Rumregatta segelten.
"Windsbraut"

Ich weiß nicht, ob die "Windsbraut" vorher schon einmal in Flensburg mitgesegelt ist. In diesem Jahr hat sie es jedenfalls geschafft, bevor sie nach Husum aufbrach, um im nordfriesischen Wattenmeer zu segeln, wie sie es seit vielen Jahren macht. Betrieben wird die Windsbraut von dem 1991 gegründeten Verein "Windsbraut e.V. - Verein für ökologisches Lernen und Handeln", der das Segeln im Wattenmeer nutzt, um ökologische Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu vermitteln.
"Den Store Bjørn"

Dieses Schiff passte nicht mehr in den Hafen, denn "Den Store Bjørn" ist ein ziemlich großes Schiff und erreichte die Bucht von Flensburg erst sehr spät am Abend.
"Robbe"

Die Visserman Zeeschouw "Robbe", 2006, als Yacht gebaut, war das erste Mal bei der Rumregatta.
"De 4 Brødre"

"Die zwei Schwestern" tauchte als "De 4 Brødre" wieder in Flensburg auf. Das Schiff wurde 1989 in Dänemark nach einer Bauvorlage von 1794 gebaut, damals für eine Flensburger Familie. Als es 2007 nach Dänemark verkauft wurde, erhielt es den Namen "De To Søstre". 2021 wurde es vom Marstal Søfartsmuseum übernommen und nach dem historischen Vorbild in "De 4 Brødre" umbenannt.
"Klo"

Die Holzbootfreunde von der kaschubischen Ostseeküste haben in den letzten Jahren immer ein anderes Boot mitgebracht. Viele der Boote wurden von Bootsbauer Jacek Struck bzw. seinem Vater Juliusz Struck in Jastarnia, Polen gebaut. Damit segeln sie in heimischen Gewässern, aber eben auch bei der Lüttfischerregatta und Rumregatta Flensburg.
"Likedeeler"

Noch eine Zeeschouw, die "Likedeeler", war in Flensburg dabei.