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27. Kleine Fischländer Wettfahrt mit Hafenfest in Wustrow

Der Name täuscht. Gemessen an der Anzahl der teilnehmenden Holzboote ist diese Veranstaltung vielleicht die größte ihrer Art an unserer Küste. Verhältnismäßig klein sind höchstens die Boote auf dem Wasser, wo sonst die größeren Zeesboote beheimatet sind.

Kleine Fischländer Wettfahrt 2025

Kleine Fischländer Wettfahrt 2025

"Elisa"

"Elisa"

"Lauing"

"Lauing"

Die Anziehungskraft dieser Veranstaltung reicht weit über die Bodden der Halbinsel Darß/Zingst hinaus. So waren auch 2025 z.B. wieder Gäste aus Schleswig/Holstein oder aus Polen von der Kaschubischen Küste dabei. Insgesamt 37 originale oder nachgebaute ehemalige Arbeitsboote für die Fischerei oder kleine Lastentransporte in der Boddenregion traten zur Regatta an. Ein buntes Bild bietet sich den Besuchern, wenn sich die Teilnehmer vor dem Start im Hafenbecken von Wustrow sammeln und dann in kleinen Pulks von Booten auslaufen. Der Regattakurs wurde wie üblich direkt vor dem Hafen ausgelegt, was mir die Gelegenheit bot, das Geschehen vom Steg aus hautnah mitzuerleben. Start, Wendetonne und Ziel liegen fast direkt vor dem Brückenkopf des Steges. Die Wettfahrt wird von einem Moderator begleitet, der über Boote, die Akteure und die Veranstaltung Bescheid weiß und viele Informationen geben kann.

"Edda"

"Edda"

Kaschubisches Fischereiboot "Knipdul"

Kaschubisches Fischereiboot  "Knipdul"

"AL-01"

"AL-01"

Reges Treiben auch an Land: das Hafenfest lockte mit Marktständen und Live-Musik. Gegen 19 Uhr erlebte ich noch die Siegerehrung mit. Jede Crew wurde aufgerufen und schon allein für ihre Teilnahme geehrt. Wanderpokale, so speziell für alle Newcomer, den Steppke-Preis für den jüngsten Regatta-Teilnehmer oder das Handbuch "Ich lerne segeln" für das langsamste Boot wurden überreicht. Danach wurde gefeiert und weil das Wetter passte, konnten die Boote im Hafen mit Scheinwerfern stimmungsvoll in Szene gesetzt werden.

"Moin"

"Moin"

"Malte"

"Malte"

"Min Lütten"

"Min Lütten"

Für Erhalt und Pflege der Boote setzt sich der Verein der "Holzbootfreunde Fischland" e.V. ein. Vom Verein wird in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung des Ostseebades Wustrow und unterstützt durch die DGzRS-Ortsgruppe Wustrow und den Fischländischen Segelclub (FSC) auch die Regatta organisiert.

Dass es mir 2025 endlich einmal gelungen ist, zwischen einigen Reisen und der Hanse Sail Rostock hier einmal dabei zu sein, war ein Glücksfall, den ich gern ein weiteres Mal möchte.

Holzbootfreunde Fischland e.V.

"Tinchen"

"Tinchen"

"Schlöpendriewer"

"Schlöpendriewer"

"Tilsche"

"Tilsche"

"Min Drom"

"Min Drom"

"Barsch"

"Barsch"

"Dwarskopp"

"Dwarskopp"

"Adeltraut"

"Adeltraut"

"Oll Stromer"

"Oll Stromer"

"Ilsebill"

"Ilsebill"

"Jule"

"Jule"

"AL-S-40"

"AL-S-40"

"Dina H"

"Dina H"

"Wie Eins"

"Wie Eins"

"Gerippte"

"Gerippte"

"Clara"

"Clara"

"Tita"

"Tita"

"Lütt Butt"

"Lütt Butt"

"Suntje"

"Suntje"

"Dwarslöper"

"Dwarslöper"

"Poeler Jolle"

"Poeler Jolle"

"Rante"

"Rante"

"Rasputin"

"Rasputin"

"Boot ohne Name (BoN)"

"Boot ohne Name (BoN)"

"Heinrich Bradenkuhl"

"Heinrich Bradenkuhl"

"Plümper"

"Plümper"

"Noek"

"Noek"

Informationen über die Bootstypen

Die Boote, in vielen Fällen früher in der Fischerei genutzt, sind mehr als nur kleine Wasserfahrzeuge für den persönlichen Spaß einzelner Seglerinnen und Segler. Sie sind ein Stück Kultur- und Technikgeschichte und ein Stück regionaler Identität. Die Leidenschaft, sie zu erhalten oder neu zu bauen und dann auch zu segeln gehört dazu, denn nur so bleibt Wissen und Können im Umgang mit den Booten erhalten. Etwas über die Herkunft und Geschichte der Nutzung der ehemaligen Arbeitsboote zu erforschen, ist ebenso spannend, wenngleich auch niemals vollständig und abgeschlossen. Es ist auch nicht immer einfach, auf den ersten Blick oder anhand eines Fotos den vorliegenden Bootstyp genau zu bestimmen. Dabei geht es um die Konstruktion oder auch um die jeweilige Verwendung eines Bootes. Bei kleineren Holzbooten ist nicht, wie z.B. bei Zeesbooten, das Rigg, sondern die Bauweise des Rumpfs das bestimmende Merkmal.

Was ist ein Heuer?

Der Bootstyp ist unter den heute noch segelnden Holzbooten an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns zahlreich vertreten. Typisch sind der schlanke Bootskörper mit starkem Sprung und hoch aufgebogenem Vorder- und Achtersteven (Balkensteven). Es wurden mehrere schmale Planken für den Rumpfaufbau in Klinker- oder Kraweelbauweise verwendet. Heuer werden sowohl gerudert, als auch gesegelt. Beim Segeln kommen Dreh- oder Steckschwerter zum Einsatz. Als Rigg wird die Gaffeltakelung ohne Baum oder Spritsegeltakelung verwendet.

Was ist eine Polt?

Eine Polt hat einen flachen Boden, einen Blocksteven und ein Spitzgatt- oder Spiegelheck, und sie wurde aus relativ wenigen, meist nur zwei oder drei Plankengängen aufgezimmert. Der Rumpf hat nur einen geringen Sprung, wodurch er vergleichsweise massiv wirkt. Polte von der Insel Rügen waren Knickspantboote mit trapezförmigem Rumpfquerschnitt. Die Polt wurde meistens gerudert bzw. gestakt und selten gesegelt. Sie war in der Kleinfischrei im Einsatz, oft aber auch für den Transport von Lasten.

Was ist eine Warnemünder Jolle?

Die an der Mündung der Warnow beheimateten Halb- oder Volljollen hatten einen Kiel, eine geklinkerte Außenhaut, balkenförmige Steven und ein Spitzgattheck. Je nach Länge unterschied man einmastige Halbjollen von zweimastigen Volljollen. Die Warnemünder Jolle wurde früher in der Fischerei, beim Lotsendienst oder für Segeltouren mit Badegästen eingesetzt.

Was ist ein Stand- bzw. Netzboot?

Diese Bezeichnung verweist eher auf die Verwendung und weniger auf die Bauweise der Boote hin. Fischer in der Küstenregion fischen u.a. mit Stellnetzen. Um diese lokal im Fangbereich verankerten Netze ausbringen, kontrollieren oder einholen zu können, brauchten Fischer kleine, wendige und einfach zu bewegende Boote. Solche Boote waren in früheren Zeiten aus Holz, wurden gesegelt oder auch gerudert und lagen am Strand bzw. im Schilfgürtel an Land, wenn Sie gerade nicht im Einsatz waren.

Welche Informationsquellen gibt es dazu?

Wolfgang Rudolph: "Segelboote der deutschen Ostseeküste", Akademieverlag Berlin 1969; Bd. 53

Helmut Olszak: "Von Polten und Quatzen: Pommersche Fischerei- und Händlerfahrzeuge", Eigenverlag Michael Sohn, 2016, ISBN 978-3-00-052098-3

Helmut Olszak: "Hölzerne Fischereiboote der südlichen Ostseeküste: Vermessene Relikte und rekonstruierte Zeitzeugen", gebundene Ausgabe, Eigenverlag Michael Sohn, Mai 2020, ISBN 978-3-00-044904-8

Hermann Winkler: "Alte Boote unter Segeln", Hinstorff Verlag 2018, ISBN 978-3-356-02167-7

Polte (Bootstyp): Wikipedia [online], abgerufen am 27. November 2025,  https://de.wikipedia.org/wiki/Polte_(Bootstyp)

Strandboot: Wikipedia [online], abgerufen am 27. November 2025,  https://de.wikipedia.org/wiki/Strandboot